Frankfurter Ruder - Club von 1882 e.V.

 

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FRC von 1882 e.V. - Anpassung und Untergang: 1933 - 1945

Der FRC von 1882 ist ein Spiegelbild seines politischen Umfeldes. Gleichzeitig bleibt er für seine Mitglieder auch Quelle der Freude und Entspannung von den Unbilden des Alltags.

Der FRC bietet ein beschauliches Stückchen Erde inmitten des Frankfurter Stadtzentrums. Vor der Veranda stehen Bänke, an denen sich die Ruderer niederlassen, Donnerstags ist Treffpunkt und Meister Fabian kümmert sich um das Motorboot so wie sich Trainer Genz um die Jugend bemüht.

Es ist 1933, Juni: Der SA-Gruppenführer Hans von Tschammer und Osten wird als Reichssportkommissar (später Reichssportführer) eingesetzt. Es beginnt die Gleichschaltung, die Vereinheitlichung der Sportorganisationen und Verbände in einem reichsweiten Dachverband. Die Umsetzung der organisatorischen Ziele - in Anlehnung an das Vorgehen Mussolinis in Italien, welches insbesondere bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles große Erfolge gefeiert hat - erfolgte mit erheblicher "Vehemenz " und ohne Respekt vor gewachsenen Strukturen.

Das zentrale Organ des DRV, der "Wassersport", erklärte bereits am 20. April 1933 in seinem Leitartikel, das das Ziel jetzt sei, die "restlose Einfügung auch der großen Sportbewegung in den Dienst des Volksganzen an der Nation", woraus sich ihre "Durchdringung mit dem Wehrgedanken" ableitete.
Bis zum 15.Juli 1933 mußten die Schüler- und Jugendabteilungen der Vereine durch den Verband dem Reichsjugendführer gemeldet werden. Kurze Zeit später regelte ein Abkommen die Zusammenarbeit zwischen HJ und Sportvereinen.

Im Mai 1933 wurde in einer Ausschusssitzung des Ruderverbandes - in Potsdam - der Ausschluss der überwiegend jüdischen Vereine aus dem DRV behandelt. Damit folgte der DRV dem gesetzlich sanktionierten Ausschluss der jüdischen Mitbürger vom öffentlichen Leben auf dem Gebiet des Rudersports.

Das in den Ruder-Vereinen eingeführte "Führerprinzip" bedeutete nicht, das der "Führer" automatisch Mitglied der NSDAP war. Der vom Verein vorgeschlagene "Führer" bedurfte jedoch einer Bestätigung, wodurch die Ausschaltung unerwünschter Kandidaten von vornherein gesichert wurde. Der Führer hatte das Privileg, alle Posten mit Kandidaten seiner Wahl zu besetzen. Das bedeutete einen grundlegenden Eingriff in die demokratische Organisationsform der Vereine. Mit der Einführung einer verbindlichen Einheitssatzung für alle Vereine wurde der Durchgriff des Reichssportführers in alle Vereine innerhalb nur weniger Jahre durchgesetzt.

Auf Verbandsebene gelang es der NS-Sportführung nach mehreren Anläufen, die verbliebenen Sportvereine in einem Einheitsverband, den "Deutschen Reichsbund für Leibesübungen", später "Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen" (NSRL) zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang wurde auch der von 1917 bis 1933 bestehende Dachverband des bürgerlichen Sports, der "Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen" aufgelöst. Ein Schicksal, welches trotz der nationalistischen Haltung des Verbandes dem Schicksal der Arbeitersportverbände glich.

Hermann Pauli, der Vorsitzende des DRV, erwies sich in jener Zeit als besonders willig gegenüber den sportpolitischen Bestrebungen der NS-Führung. Die politische Ausrichtung des bürgerlichen Rudersports geschah nicht "über Nacht". Die patriotische, nationalistische Ausrichtung des Verbandes wurde seit der wilhelminischen Ära gepflegt. Es verwundert nicht, dass der Verbandsvorsitzende die Ausrichtung des DRV ohne zeitliche Verzögerung bewältigte.

In der Realität verloren die Sportvereine schrittweise einen großen Anteil ihrer Mitglieder an die verschiedenen Gliederungen der Partei wie SA, SS, an die NS-Organisationen DAF (Deutsche Arbeitsfront) und KdF (Kraft durch Freude) und auch an die HJ und den BMD (Bund Deutscher Mädel). Davon war auch nicht die Entwicklung des FRC in jenen Jahren ausgenommen.

Was liegt uns konkret an Unterlagen vor?
Im Juni 1933 fand die 25. Frankfurter Ruderregatta statt. Die Beteiligung war geringer als in den Vorjahren. Der FRC stellte sich der "neuen Zeit": Beflaggung, SA-Kapelle der Standarte 8 und der erste "Adolf-Hitler-Achter"-Wettkampf. Bereits am 28. Mai 1933 wurde beim FRC dem Aufruf des DRV folgend zu Ehren des Todes von Schlageter die Hakenkreuzfahne gehisst.
Ein neuer Rennachter wurde auf den Namen "Adolf Hitler" getauft - all das war keine Besonderheit des FRC, sondern entsprach der allgemeinen Zuwendung der nationalsozialistischen Idee.

Auf der anderen Seite konkurrierten die Sportvereine mit der HJ um die Jugendlichen - von einer schlechten Ausgangslage heraus: Gab es zunächst noch mehr oder weniger freiwillige Formen der Zusammenarbeit, so verloren die Vereine nach der Proklamation der HJ zur Staatsjugend 1936 die Hoheit über ihre Kinder- und Jugendabteilungen, die in die HJ eingegliedert wurden. Zwar war es bis 1939 noch geduldet, dass viele Jugendliche ihr Training weiterhin in den Vereinen absolvieren konnten, wobei die Jugendtrainer jedoch der HJ beitreten mussten. Dieses Verfahren lief auf eine teilweise faktische Befreiung vom HJ-Dienst hinaus, wenn der Vereinstrainer seine Aufgabe rein sportlich verstand.

Der Sportbetrieb des FRC Anfang der 30er Jahre
Trainer Genz feierte seine ersten Erfolge. Das Training in den 30er Jahren war leistungssportlich ambitioniert, gekrönt durch den Deutschen Meistertitel im Doppelzweier 1934 durch Willibald Roßmann und Heinz-Bruno Woellert. 1934 wurde mit Ruderern des benachbarten Triton der Jugendachter gefahren - 1935 und 1936 beteiligte sich der FRC mit dem daraus erwachsenen "Ostmarken-Achter" an den Regatten. 1936 stellte der FRC den besten deutschen Juniorenvierer.

Am Bootshaus wurden in diesen Jahren keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen. Die trennende Bretterwand zwischen dem Schülerruderverein Triton und dem FRC fiel und die Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen wurde intensiviert. Die Ursachen finden sich in der Jugendpolitik des Staates, welche die Vereine zur Suche nach Möglichkeiten der Nachwuchsarbeit zwangen.

Der Trainer des Vereins, Otto Genz, wurde im Sommer 1938 eingezogen. Die letzte Saison vor Kriegsbeginn bereiteten sich seine Schützlinge allein auf die Wettkämpfe vor.

Vereinsvorsitzender in jenen Jahren war Gerhard Schröder - 1896 geboren und seit 1919 Mitglied des FRC. Seine Einladung zu einer Festsitzung anläßlich des 60jährigen Bestehens des FRC am 31. Mai 1942 läßt bereits den Ernst künftiger Entwicklungen erahnen. Aber Stalingrad hatte noch nicht stattgefunden und es war noch nicht vorhersehbar, dass ein Foto aus dem Jahre 1944 von Herbert Linke, Gastruderer der R.R. des A.T.V. z. Bln., das letzte Bild des Bootshauses vom FRC an der Uferstraße sein sollte.

 









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